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the torturer 2/95 (deutsch) 
sideline 8/95 (english) 
sideline 8/95 (english)  
black 10/95 (deutsch)
   
The Torturer 2/95
   
ENDRAUM - Appell an die Muse (MCD) 
ENDRAUM - Morgenröte (CD) 
(Weisser Herbst Prod./EFA)
   
Die Frankfurter Band Endraum wurde bekanntlich vor wenigen Monaten mehr oder weniger vom Bayreuther
Label Danse Macabre verabschiedet und gründete wenig später (genau im Juli 1994) ihr
eigenes Label Weißer Herbst Produktion. Endraum sind seit jeher für ihre sinnliche
Ambiente und ihre einzigartige Klanglandschaft bekannt. Das vorliegende Album gibt einen Überblick
 der Stücke, die in den Jahren 1990 bis 1992 entstanden und bisher nur auf den beiden Tapes "Phantastisch
Zwecklos" und "Sehnsucht" zu finden waren. Obwohl die Titel nur auf vier Spuren abgemischt wurden,
haben sie doch einen sehr ausdrucksstarken Charakter, der zum Traümen verleitet - keine Musik also
für die Tanzflächen, sondern zum Lauschen in den eigenen vier Wänden. Die herrlich
sphärischen Klänge und die herzensbrechenden Melodien lassen dich in die Tiefe  der Besinnlichkeit abtauchen -
und zwar in dem Maße, daß du erst Stunden nach Ablauf der CD die Augen öffnest (oder so).
Ganz besonders gelungen ist auch das Stück "Appell an die Muse", das gleich dreimal auf der Maxi
zu hören ist (darunter ein Mix von Lassigue Bendthaus - weniger gelungen). Den ausgesprochenen Texten
lauscht man unterdessen gespannt und läßt sich davon tragen,... vorausgesetzt man gibt sich ausnahmslos hin.
Herrlich!
 
JH
   
Sideline 8/95
   
ENDRAUM Appell an die muse mcd Weisser Herbst Prod.
   
Following two albums on Danse Macabre, ENDRAUM decided
to set up its own lahel (like more and more rising bands tend to do
it nowadays...). Fortunately {or unfornately??) it did not affect
their music at all! On the contrary, the duo remains faithful to his
work and offers a fair following to their discography. Appell an
die muse remains a very calm song still lead by melancholic
piano- and bass lines and the tenebrous voice of the singer. A
good maxi even if it's a bit pity to find three versions of the
same track including a rather weak remix done by mister
LASSIGUE BENDTHAUS.. 
(CF:7/8  TSF:7) 
CF
   
Sideline 8/95
   
ENDRAUM Morgenröte cd Weisser Herbst Produktion
   
Morgenröte is not really a new album from ENDRAUM as it gathers early recordings dating from 
1990 to 1992 some of you maybe had the opportunity to discover on tape format. And that's definitely 
a very good idea to publish such valuable stuff on cd format! Hovi and Roman appear here 
once again with their unique and timeless melancholic compositions. A cocktail of subtility and 
feelings cradled by smooth instrumentations and pleasant German vocals... I won't try to pick 
up any best track from this cd cos even if this is a compilation of old tracks, this Morgenröte 
makes a homogeneous whole... Another very moving opus.
 
TSF 
   
Black 10/95
   
Nur wenigen Leuten ist dieser Bandname ein Begriff, obwohl das Duo (Hovi & Roman) aus 
Frankfurt inzwischen drei Alben und eine Maxi veröffentlicht hat. Einst gehörten sie 
zum Danse Macabre Label, heute signen sie mit ihrem eigenen Label  "Weisser Herbst Produktion" 
selbst neue Bands. Der große Durchbruch ist ihnen in Deutschland zwar bisher nicht gelungen, 
doch dafür sind sie im nahem Ausland umso bekannter. Zur letzten Maxi "Appell an die Muse"
 steuerte Lassique Bendthaus einen Remix bei und zu dieser Auskopplung wurde ein Video-Clip 
 gedreht. Es gibt in Deutschland wohl keine ähnliche Band, die so gekonnt versteht, mit 
 deutschen, lyrischen Texten die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Ein Besuch bei Hovi und 
 Roman in Frankfurt sollte etwas Licht ins Dunkel bringen...
   
BLACK: Euch möchte ich zunächst bitten, mir ein bißchen was über ENDRAUM, aber auch über 
Euch persönlich zu erzählen.
   
HOVI: Zur Musik gekommen bin ich 1980 durch den Punk-Rock, da hab' ich dann auch die Musik von 
JOY DIVISION kennengelernt und 1896 haben wir CRUX ANSATA gegründet. Unsere Musik ähnelte dem 
Factory-Sound, jedem Label, auf dem JOY DIVISION ihre platten veröffentlicht haben. Zu dieser 
Zeit hab' ich dann auch Roman getroffen und daraufhin ging es schon langsam mit ENDRAUM los.
   
BLACK: zwischen JOY DIVISION und ENDRAUM liegen musikalisch ja Welten! Oder?
   
HOVI: Das ist wohl auf eine Entwicklung, die man durchgemacht hat. Damals war der Punk-Rock 
für mich wichtig, vor allem dass ich machen konnte, was und wie ich es wollte.  
Aber irgendwann ist in diese alte Punk-Szene der Frust reingeraten und es hat sich alles 
gesplittet. Auf einmal gab es die Skinheads und auf der anderen Seite die Leute, die depressive
 Musik gehört haben. Das lag wohl auch an dem Frust, weil alles im Kommerz untergegangen ist. 
  Aber auch CRUX ANSATA war noch nicht das, was ich eigentlich machen und ausdrücken wollte.
   
ROMAN: Wobei man sagen muß, dass CRUX ANSATA eine reine gitarrenorientierte Band war, mit 
Schlagzeug, Bass, Gesang und Keyboard. Das große Problem an CRUX ANSATA war, dass die Band 
nie in der Lage war, einen eigenen Stil zu entwickeln. Obwohl durch den Gesang von Hovi und 
das Keyboardspiel von mir, die einfach Gitarren- und Bass-Musik doch eine relativ 
eigenständige Nuance bekommen hat.
   
Black: Und nach dem Ende von CRUX ANSATA habt ihr sofort ENDRAUM gegründet?!
   
ROMAN: Nein, zuerst hatten wir ein Jahr Pause, da sich die Band ziemlich zerstritten hatte, 
aber Ende 1989 traf ich wieder auf Hovi. Wir haben dann zusammen ein Stück aufgenommen, 
erstmals mit einem richtigen deutschen Text; und das war damals der Wahnsinn schlechthin.  
HOVI: Mit dem Verfassen von solchen Texten hab' ich schon während meiner Punk-Phase angefangen.
 Das bedeutete für mich auch Schreiben und einfach was tun, sich Gedanken darüber machen, aber
  ich habe das damals eher nicht veröffentlicht. Ich hatte auch immer das Problem mit 
  diesem...Kunst ist Spinnerei, es ist übertrieben und vor allem nicht ehrlich.  
Heute ist das anders, die Musik von ENDRAUM soll ehrlich sein. Doch es ging nie darum durch 
die Straßen zu laufen und zu behaupten, ich sei ein großer Poet. Es soll ja Menschen geben, 
die das machen.
   
ROMAN: Ich denke, man muß auch unterscheiden, zwischen zwei Arten von Kunst oder Musik. 
Es gibt wahnsinnig viele Gruppen, die nach außen hin eine Fassade aufbauen, die eigentlich 
das versteckt, was sie nicht sein können. So sehe ich momentan die Szene.  
Bei uns es ist so, dass wir sind wie wir sind und die Texte absolut ehrlich ausfallen, 
keine Hirngespinste oder Pseudovisionen, sondern tatsächlich Dinge, die wir  fühlen und 
versuchen umzusetzen. Und wenn man uns dann "live" ansieht, dann explodiert bei uns auf 
der Bühne kein Feuerwerk und flackert nicht die Weihnachtsbeleuchtung mit 22000 Scheinwerfern. 
Wir führen die Musik auf die Grundessence zurück und versuchen den Zuhörer zum Ursprung 
zurückzuholen. Also, erstens: wirklich zuhören, zweitens: die Musik versuchen zu verstehen 
und drittens: sich fallen lassen.
   
Black: Welches Publikum kommt denn zu Euren Konzerten?
   
ROMAN: Zum einen muß man sagen, daß wir mehr im Ausland aufgetreten sind als in Deutschland, 
was man mit einem weinenden Auge sagen muß. Im Ausland haben wir auch ein sehr großes 
Industrial-Publikum, vor allem in Italien, Frankreich, Belgien und Holland. Anderseits ist 
es sehr gemischt, da viele Besucher in Schubladen denken oder besser gesagt hoffen, dass 
ENDRAUM beispielsweise eine Dark-Wave-Band ist. Und die Leute stehen dann einfach nur da 
und hören zu.
   
HOVI: Wir legen auf der Bühne Emotionen frei, auf die das Publikum ziemlich krass reagiert. 
Sie werden von einer Melancholie ergriffen, die sie sich wahrscheinlich nicht ausgerechnet 
haben.
   
ROMAN: Manchmal habe ich auch selbst den Eindruck, dass wir "live" krasser sind, als auf 
Platte. Damit will ich sagen, dass wir uns auf unseren CDs immer sehr zurückhalten und bei 
Konzerten viel depressiver wirken.
   
BLACK: Ich konnte Euren Texten bisher nichts Depressives entnehmen...
   
HOVI: Weil in unseren Texten auch Hoffnung steckt. Ich will ja damit auch nicht das totale 
Ende ausdrücken, sondern nur zeigen, dass vieles absolut Scheiße ist. Meine Texte sind zwar 
für mich sehr traurig, aber beinhalten auch die Schönheit, in Form von Lebenwollen und das 
es weitergehen muß.  
Aber was viel schlimmer ist, und was uns an der deutschen Musik-Szene am meisten stört, ist 
dieses Schubladendenken. Wenn man da heute nicht reinpasst, dann drehen die Kritiker und Hörer 
durch.
   
ROMAN: Und das geht soweit, dass es unter den Gruppen und vor allem unter den Fans schon 
richtige Clans gibt; und das finde ich eine ganz schlimme Sache. Sie sind nicht mehr in der 
Lage, sich für die Musik als solche zu begeistern, oder zu sagen, ich höre das, ich höre das 
und ich höre das. Nein, sie sagen, das hier ist der Kult schlechthin und das ist für diese 
Szene ein fataler Weg.
   
BLACK: Jetzt sind wir ein ganzes Stück von unserem eigentlich Interview abgekommen. 
Am besten steigen wir wieder beim Beginn von ENDRAUM ein, wo Ihr zwei Tapes veröffentlicht 
habt, die später auf Eurer CD "Morgenröte" zusammengefasst wurden.
   
ROMAN: richtig, das waren "Fantastisch zwecklos" und "Sehnsucht" und später wurde auf Danse 
Macabre die CD "Zeitenlicht" veröffentlicht.
   
BLACK: Mit Danse Macabre seid ihr bei einem Label gelandet, welches ein vollkommen anderes 
Programm hat. Ich sehe eigentlich keinen Vergleich zwischen Euch und den Bands, die früher 
dort unter Vertrag waren.
   
ROMAN: Würde ich so nicht sehen. Diese hatten mit Operating Strategies und Christian Wolz 
einige sehr gute Acts und für die damalige Zeit war dieses Label wirklich sehr offen. 
Zumindest waren wir mal dieser Meinung. Wir haben uns später geeinigt und sind aus freien 
Stücken gegangen.
   
BLACK: Ihr habt dann sofort danach Euer eigenes Label gegründet?
   
ROMAN: Ja, sofort nachdem wir den ganzen formellen Krempel erledigt hatten. Zur gleichen Zeit 
haben wir THE FROZEN AUTUMN unter Vertrag genommen und später, nachdem wir die erste ENDRAUM 
auf Weißer Herbst  veröffentlicht hatten, kamen noch END OF ORGY und SEA OF TRANQUILITY dazu.
   
BLACK: Die Bands, die bei Weißer Herbst unter Vertrag sind, passen musikalisch auch sehr gut 
zusammen. Damit will ich sagen....es ist eine gerade Linie zu erkennen.
   
ROMAN: Das war auch so beabsichtigt. Wir versuchen mit dem Strom gegen den Strom zu schwimmen.
 Es hat erst in den letzten Monaten einen richtigen Schub gegeben, da die Leute vorher sehr 
 kritisch waren. Als dann die FROZEN AUTUMN und unsere Compilation "Hymne an die Poesie" auf 
 den Markt kamen, hat sich das überraschend geändert.
   
BLACK: Kommen wir mal auf die Musik und die Texte zurück. Ich persönlich sehe Eure Stücke als 
musikalische Gemälde an, zumal Hovi auch die Cover selbst malt und entwirft.
   
HOVI: Irgendwie kommt es schon dahin und die Malerei gehört ja auch zu ENDRAUM dazu. Es soll 
eine Einheit ergeben, ein Gesamtbild auf jeden Fall.
   
BLACK: Wie entstehen denn die Stücke?
   
HOVI: Gleichzeitig. Roman hat zum Beispiel eine Idee an Klavier und dann fuchtele ich am Text
 rum, dann geht es weiter und irgendwann sagt einer, hier gehört zum Beispiel eine Geige hin 
 und da...usw.
   
BLACK: Verwendet Ihr richtige Instrumente?
   
ROMAN: Wir haben ein E-Piano, aber ich hatte 14 Jahre lang eine Klavierausbildung und ich 
denke, dass hört man wahrscheinlich raus. Zwar arbeiten wir auch mit Squenzern, doch wir 
spielen die Sachen richtig ein, da ist alles so, wie es ist.  
Wir arbeiten an einem Stück auch nie länger als drei Tage. Das läuft so ab, dass wir Musik 
und Text machen, nehmen das Ganze mit einer 16-Spur grob auf, sprechen den Text drauf und 
mischen anschließend ab. Dauert es länger, ist er mit seiner Sprache oder dem Text 
unzufrieden, oder ich kann meine Musik nicht mehr hören.  
Das wichtigste an der Musik von ENDRAUM ist auch, dass sie eine spontane, momentane 
Gefühlssituation beschreibt. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Unsere Alben verfolgen auch 
ein Konzept: "In flimmernder Nacht" heißt so, weil wir etwas über die Nacht erzählen, über 
etwas Unbegreifliches, etwas...wie kann man Flimmern beschreiben? Es ist wie eine Vision!  
HOVI: Natürlich kann man auf diese Weise nicht alle Leute überzeugen und wir sind zu Beginn 
von ENDRAUM auch ganz schön auf Unverständnis gestoßen. Viele haben gedacht, wir waren 
durchgeknallt, als sie unser erstes Tape hörten. Aber als wir dann - noch ohne Vertrag - 
allein innerhalb weniger Monate fast 200 Tapes verkauft haben, da wurden sie doch etwas 
stutzig.
   
BLACK: Was darf man denn nun für die Zukunft von ENDRAUM und auch von Weißer Herbst erwarten?
   
ROMAN: Also wenn wir es schaffen, bringen wir im Oktober eine Platte von IN MY ROSARY raus, 
dann die neue ENDRAUM und dann sind wir noch am dealen mit einer französischen Gruppe, die 
sehr interessant ist; ihr Name heißt übersetzt "17. Leben". Im Februar soll eine CD von VOID 
veröffentlicht werden, ebenfalls neu.
   
HOVI: Außerdem wollen wir noch eine holländische Band signen. Und es wird eine Vinyl-Maxi 
von SEA OF TRANQUILITY geben.
   
BLACK: Aber es ist doch auch eine kleine Tour von Euch geplant?
   
HOVI: Es wird ein paar Einzelkonzerte geben. Was wir aber machen wollen, ist so eine Art 
Weißer-Herbst-Festival. Aber da gibt es noch keine Pläne.
   
- Thomas Wacker - 
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